Um 3:30 Uhr nachts wurden wir an einen Ort gebracht, der mich äußerlich sehr an das Spiel Stalker erinnerte. Es war so etwas wie ein großer Luftschutzbunker.
Ich, Vitalik und zwei unserer Kollegen, die mit uns gereist waren, wurden in einem Raum mit doppelstöckigen Eisenbetten untergebracht.
Insgesamt waren hier nur wenige Menschen.
Als ich um 9:00 Uhr aufwachte, schrieb ich dem Rekrutierungsbeauftragten. Nach der Ausbildung kümmert sich nun nicht mehr Vika um uns, sondern Alisa (der Name wurde aus Sicherheitsgründen geändert). Ich sagte, dass wir in einem Keller angekommen seien.
Alisa hat wohl nicht ganz verstanden, wo wir uns befinden, denn sie fragte, ob wir schon registriert worden seien. Ich wiederholte, dass es sich um einen Keller handele, dass es kein Hauptquartier sei und dass hier nur ein paar Leute seien, die selbst nichts wüssten.
Gegen 12:00 Uhr kam dann doch der Mann, der uns in der Nacht hierher gebracht hatte.
Und dann fuhren wir weiter… Wir fuhren noch ein paar Stunden. Kurz gesagt und ohne genaue Angaben zu machen, befand sich der Ort, an dem wir ankamen, etwa 30 km von der Frontlinie entfernt, vom Nullpunkt aus.
Es ist ein Ort mit einer recht schönen Natur, der mir gefallen hat. Ich schätzte die herrlichen Landschaften.
Wir luden unsere Sachen aus. Wir füllten noch einige Dokumente aus. Ich wurde anscheinend endgültig als Sachbearbeiter eingestellt. Das beruhigte mich.
Am Abend, als Vitalij und ich am Ende des Tages leise zu Abend aßen, kam plötzlich ein Mann herein, ich erinnere mich nicht mehr an seinen Rufnamen, aus Gründen der Verschwiegenheit werde ich ihn Analgin nennen. Analgin schaute mit besorgtem Gesichtsausdruck herein und sagte: „Leute, wir brauchen dringend eure Hilfe“, „Dort müssen zwei Soldaten evakuiert werden. Habt keine Angst, es gibt dort keinen Artilleriebeschuss mehr“.
Dann fragte er, wo unsere Schutzwesten und Helme seien. Wir sagten, dass wir keine bekommen hätten, dass wir erst gestern die Ausbildung abgeschlossen hätten. Er war enttäuscht und sagte, dass es besser wäre, wenn wir Schutzwesten und Helme hätten.
Es begann eine leichte Hektik, alle rannten herum und machten irgendetwas. Analgin sagte etwas nervös zu dem Fahrer, der uns fahren würde: „Bitte bring die Jungs nicht schon am ersten Tag um.“ Eine Frau, die Sachbearbeiterin, kam herbeigelaufen und sagte emotional: „Was machen Sie denn da! Das sind doch Sachbearbeiter und Operateure! Wohin schicken Sie die denn?!“ Darauf antwortete Analgin mürrisch, dass man nichts machen könne, so sei der Befehl.
Wir stiegen ins Auto, noch ein paar Leute fragten uns, wo unsere Schutzwesten und Helme seien. Einer fragte, wo unsere Waffen seien. Wir antworteten erneut, dass uns noch nichts ausgehändigt worden sei. Der Fahrer begann uns zu erklären, dass man Waffen erbeuten könne. Dann begann er zu erklären, welche Waffen man am besten erbeuten sollte und mit welchen Hilfsmitteln.
Das hat mich, gelinde gesagt, überrascht und verwirrt. Ich saß da und dachte: „Was für eine Beschlagnahmung von Waffen, macht ihr euch über mich lustig?!“.
Wir fuhren los. Er fuhr sehr schnell. Nun, um ehrlich zu sein, war ich sehr angespannt. Verschiedene Gedanken schossen mir durch den Kopf. Natürlich gab es Gedanken wie „Wie kann das sein, was machen die da?!“. Aber ich habe sofort verstanden, dass solche Gedanken jetzt nichts bringen, also ist es besser, sie zu verwerfen.
Es gab Gedanken, genauer gesagt Hoffnungen: „Vielleicht ist das nicht echt? Vielleicht ist das nur eine Art Test?“ Aber dann kam mir der Gedanke, dass „Tests“ in der Ausbildung stattfanden, aber dies hier war ein echter Krieg.
Ich begann mich an die Anweisungen der Psychologen aus der Ausbildung zu erinnern und versuchte zu überprüfen, ob meine Atmung normal war. Ich bewegte meine Beine ein wenig, um zu überprüfen, ob ich nicht erstarrt war.
Auf dem gesamten weiteren Weg versuchte ich mich zu beruhigen und zu konzentrieren, meine Gedanken nicht abschweifen zu lassen.
Als wir ankamen, begann mir langsam etwas klar zu werden. Zunächst nicht ganz deutlich. Wir kamen nicht am Landeplatz an, wie ich gedacht hatte, sondern in einem Wohngebiet. Bevor wir ausstiegen, fragte sich der Fahrer etwas theatralisch, welche Waffe er mitnehmen sollte. Und ich sah einen leicht ironischen Funken in seinen Augen. Ich schenkte dem keine Beachtung.
Und als wir aus dem Auto stiegen, sagte er fast schon lächelnd, dass wir zu dritt jetzt die Landung stürmen würden. Dann lächelte er und sagte: „Beruhigt euch, Jungs, sie wollen euch nur treffen und mit euch reden.“
So ist das eben. So sind die Witze in der ukrainischen Armee, meine Damen und Herren :). Damit war dieser Tag im Grunde genommen zu Ende. Mein erster Tag als Militärangehörigen.




